Runder Tisch mit Kritikern und Befürwortern der Willkommenskultur tagte zum dritten Mal – Konsens gesucht
27.8.2017. Am 25.8.2017 tagte zum dritten Mal der
Runde Tisch, der Gegner und Befürworter der aktuellen Flüchtlingspolitik an
einen Tisch bringt, im Haus der Landeskirchlichen Gemeinschaft in Döbeln.
Diesmal waren nicht nur Vertreter der Zivilgesellschaft von beiden Lagern
dabei, sondern auch ein Vertreter der AfD und ein aus Syrien stammender
Mitbürger, der sich u.a. um Migranten in den Aufnahmelagern kümmert.
Moderiert wurde die Veranstaltung wieder von Rolf Wittrin,
Gemeinschaftspastor der Landeskirchlichen Gemeinschaft, und Kay Hanisch,
Sprecher der Bürgerbewegung „Neue Richtung“, die gemeinsam diese Treffen ins
Leben gerufen hatten.
Quintessenz der Gesprächsrunde war, daß beide Seite in etwa
das Gleiche verteidigen, aber unterschiedliche Herangehensweisen haben. Während
die asylkritische Seite für sich in Anspruch nimmt, die demokratische,
westlich-liberale, säkulare Gesellschaft mit christlich-humanistischer Prägung
zu verteidigen und meint, diese Gesellschaft sei bedroht durch die starke
Zuwanderung und damit einhergehende kulturelle Transformation, ist die
Willkommensseite der Meinung, daß genau diese demokratische Gesellschaft und
die christlich-humanistischen Werte verraten werden, wenn wir Menschen in Not
eben nicht helfen.
Einigkeit bestand auch darin, daß die Fluchtursachen
bekämpft werden müssen, wobei nicht nur allgemein „Krieg und Armut“ genannt
wurden, sondern konkret auch die neoliberale Wirtschaftspolitik der entwickelten
Industriestaaten als verantwortlich bezeichnet wurden, ebenso wie die
Destabilisierungsmaßnahmen gegen Staaten mit unabhängigen und unliebsamen
Regierungen (z.B. Venezuela, Ukraine oder Syrien) oder direkten militärischen
Angriffe auf Staaten, die sich dem westlichen Führungsanspruch widersetzen
(Libyen, Irak).
Die Flüchtlingsströme sind also kein Naturereignis, sondern
direkte Folge der Politik der westlichen Staaten.
Weiterhin wurde der Vorschlag der Moderatoren diskutiert,
die Runde zu einer Art „Krisenreaktionsteam“ weiterzuentwickeln, daß dann
zusammentreten könnte, wenn es gesellschaftliche Spannungen und Probleme im
Zusammenhang mit den Flüchtlingen bzw. mit dem Widerstand gegen die Zuwanderung
gibt. Hierzu wurde aber noch keine abschließende Position gefaßt.